Im Juni 2020 veröffentlichten wir die erste Episode von „Sitzfleisch“, dem Podcast mit dem Ultra-Radprofi Christoph Strasser und seinem Vize-Teamchef Florian Kraschitzer. Heute, 14 Monate und 56 Episoden später, zählen wir knapp 200.000 Downloads, tausende Follower auf den verschiedenen Plattformen und tonnenweise positives Feedback aus der Community. Daniel Roßmann, Geschäftsführer der Podcastwerkstatt, erzählt wie es dazu kam:
Das Jahr 2020 begann für uns als Podcastwerkstatt äußerst positiv. Viele gute Gespräche, fixierte Aufträge und einige neue Ideen, welche kurz vor ihrer Umsetzung standen, prägten die ersten zwei Monate des Jahres. Anfang März kam dann Covid-19 so richtig in Österreich an und änderte von einem Tag auf den anderen einfach alles. Unbeantwortete E-Mails, abgeschaltete Telefone, leere Büros. Es war jene Zeit zu Beginn der Pandemie, in der niemand wusste wie es weitergehen wird. Die guten Gespräche von den ersten beiden Monaten des Jahres wurden pausiert, die fixierten Aufträge ebenso und für die neuen Ideen, welche kurz vor ihrer Umsetzung standen, brauchten wir Menschen, die zu der Zeit nicht mehr zur Verfügung standen. Eine schwierige Situation, die wir zu bewältigen hatten.
Aus meiner Zeit als Pressesprecher bei einem Fußballclub kannte ich Philipp Kalny. Er war beim österreichischen Pay-TV Sender Sky für verschiedene Formate und Produktionen zuständig (er arbeitet mittlerweile beim Digitalverlag hashtag.jetzt in der Formatentwicklung) und er wollte sich, genau wie ich, beruflich verändern. Wir hatten vor der Pandemie gute Gespräche und als der erste Lockdown kam sprachen wir noch immer über verschiedene Möglichkeiten und neue Formate. „Ich denke alles in Videos“, sagte er mir in einem Telefonat. „Denk dir deine Videos aber lass das Bild weg und du hast einen Podcast“, erwiderte ich. Durch einen Kontakt kam Philipp auf die Idee, etwas mit Christoph Strasser zu machen. Strasser, den ich damals nur aus den Medien kannte, veröffentlichte sein Buch „Der Weg ist weiter als das Ziel“ und dieses Buch inspirierte Philipp, eine Geschichte zu erzählen. „Das Race Across America 2015 hätte mein größter Erfolg werden sollen, doch gekommen ist es ganz anders“ sind die Anfangsworte in der ersten Staffel von „Sitzfleisch“, in der wir auch den Leidensweg von Christoph Strasser darstellen wollten. Das katastrophale Rennen, welches sein größter Erfolg hätte werden sollen. Es wurde seine größte Niederlage.
Soweit, so gut. Die Idee war geboren und Philipp hatte einen Kontakt zu Strasser, den er nutzte. „Ich höre eigentlich keine Podcasts“, sagte Strasser in einem ersten Gespräch und fuhr fort: „aber ich habe mit Florian Kraschitzer gesprochen und er meinte sofort, dass er unbedingt dabei sein will. Er liebt Podcasts und er kann sich das sehr gut vorstellen.“
Ein paar Tage später, mitten im Lockdown, hatten wir unseren ersten Videocall, bei dem uns die Ausmaße dieses Projekts erst so richtig bewusst wurden. Strasser erzählte uns von den Themen, die man ansprechen könnte und wir überlegten uns, wie der Regieplan dazu aussehen könnte. Hunderte Stunden Videomaterial standen bereit und genau dieses Videomaterial, produziert von der Grazer Videoagentur GROOX, wollten wir unbedingt einbauen. Das machte die Sache nicht einfacher, jedoch um einiges spannender. Es gab weitere Videocalls, sehr viel geschriebenen Text und eine riesige Datenmenge an Videos von den Rennen 2015, 2017, 2018 und 2019, welche von uns gesichtet und sortiert wurden. Nach weiteren Terminen war für mich klar: „Wir starten mit einem Knall! In den ersten Minuten müssen die Leute hören, dass alles vorbei ist. Darauf bauen wir die ganze Geschichte auf.“
Was folgte waren hunderte Stunden Vorbereitung, schlaflose Nächte, detailierte Regiepläne, bearbeitete Videofiles umgebaut auf MP3-Dateien und zu Snippets zusammengeschnitten, eine unglaubliche Geschichte und aufwendige Produktionstage mit ziemlich coolem Equipment.
Nach mehreren Wochen war es dann so weit. Wir veröffentlichten zuerst den Trailer, ein von GROOX produziertes Video und das vorbereitete Material für die Social Media Kanäle von Christoph Strasser. Wir haben im Vorfeld Audio-Snippet Videos produziert, ein Cover des Podcasts gemacht und PR-Arbeit geleistet, um dem ganzen Projekt Starthilfe zu geben. Wir wussten nicht wie all das ankommen wird und insgeheim dachte ich mir, dass die Radsport-Community schon recht überschaubar ist und dass die Ultra-Cycling Community noch viel kleiner sein würde. „Alles zwischen 200 und 500 HörerInnen pro Episode ist ein Erfolg“ war mein persönliches Ziel, doch es kam ganz anders.
Wie eingangs erwähnt, wurde das Format bisher knapp 200.000 Mal angehört. Im Schnitt sind das mehr als 3000 HörerInnen pro Episode. Die besten Episoden liegen bei 5000 und es werden täglich mehr. Mit „Sitzfleisch“ haben wir nicht nur die Ultra-Cycling Community erreicht, für die Christoph Strasser mehr als nur ein Held ist. Wir haben mit diesem Format, und das bestätigen uns auch die Kommentare in den sozialen Netzwerken, die Mails und persönlichen Gespräche, Menschen erreicht, die sich von Christoph Strasser inspirieren lassen wollen. Wir haben jene Menschen erreicht, die in 24 Stunden keine 1000 Kilometer-Rekorde knacken, wie es Strasser im Sommer 2021 getan hat, die jedoch von diesen Geschichten rund um diese großartigen Leistungen des Sportlers und seines Teams auch für sich und ihren Alltag etwas mitnehmen können. Das ist genau das, was Podcasts für mich und für die Podcastwerkstatt ausmachen.
Du kennst „Sitzfleisch“ nicht? Dann hör dir den Trailer an und starte am besten mit der ersten Staffel.
Dieser Beitrag wurde am 10.08.2021 publiziert.