Beim Schreiben fürs Hören gilt es auf Dinge zu achten, die bei geschriebenen Texten nicht relevant sind. Abgesehen davon, dass wir beim Hören den Text nicht vor uns haben und mit dem Sprechtempo des Podcasts mitkommen müssen, ist das Podcast-Hören meist eine Nebenbeschäftigung. Wir hören Podcasts beim Kochen, Aufräumen, Joggen – und die Umgebung kann schnell für Ablenkung sorgen. Der Fokus beim Hören ist somit niedriger als beim Lesen. Darum ist es ganz wesentlich, die Texte für Audio-Formate entsprechend anzupassen.
Folgende Regeln sollten beim Schreiben fürs Hören beachtet werden:
Kurze Sätze bilden
Lange Sätze müssen unbedingt aufgeteilt werden, sonst verlieren sich die Hörer:innen im Wirrwarr aus Nebensätzen. Beim Sprechen ist selten mehr als ein Nebensatz notwendig. Eine wichtige Information pro Satz reicht aus.
Passivkonstruktionen vermeiden
Bei geschriebenen Texten ist eine ausgewogene Mischung aus Aktiv und Passiv durchaus normal. Beim Sprechen ist das anders. Passivkonstruktionen stehen dem natürlichen Sprechfluss oft im Wege und sollten durch Aktivkonstruktionen ersetzt werden.
Beispiel: Beim Sprechen sollte auf einen natürlichen Sprechfluss geachtet werden.
Besser: Beim Sprechen achten wir auf einen natürlichen Sprechfluss.
Mehr Verben, weniger Nomen
Verben vermitteln das Geschehen, die Action – anders als Nomen. Die Verben tragen sozusagen die Geschichte. Deswegen sollten beim Sprechen möglichst viele Informationen durch Verben vermittelt werden. Die Verwendung von Nomen sollte eher spärlich sein.
Beispiel: Ich freue mich auf die Abholung meines Zertifikates.
Besser: Ich freue mich darauf, mein Zertifikat abzuholen.
Zahlen verständlich machen
Die Zahlen wirken bereits in geschriebenen Texten oft abstrakt und sind nicht leicht zu erfassen. Beim Hören können wir sie leicht überhören, weil alles sehr schnell geht und gleich nach der Zahl schon die nächste Information auf uns zukommt. Daher gilt: Zahlen vergleichbar machen, etwa durch vorstellbare Größen (typisch: Fußballfelder), Prozentzahlen abrunden („die Hälfte“ statt 50 Prozent), oder die Zahl ganz weglassen, wenn sie nicht wesentlich ist.
Begriffe erklären
Wenn Fachjargon, seltene Fremdwörter oder Begriffe aus Spezialgebieten vorkommen, muss gleich darauf eine Erklärung folgen. Noch besser ist es, den Begriff mit einem einfacheren, gebräuchlicheren Wort zu ersetzen, sofern sich dadurch die Bedeutung nicht ändert.
Wiederholungen sind OK und wichtig
Anders als bei geschriebenen Texten können wir beim Audio nicht umblättern oder ein paar Zeilen raufscrollen, um eine Stelle nochmals zu lesen. Die meisten Podcast-Plattformen haben inzwischen zwar die Vor- und Rückspul-Funktion, viele Hörer:innen verwenden diese aber auch bei unverständlichen Stellen nicht. Daher ist es durchaus sinnvoll, Inhalte an passenden Stellen zusammenzufassen – etwa am Ende eines Themenabschnittes.
Auch Wortwiederholungen sind empfehlenswert. Es sollten lieber keine Synonyme verwendet werden, wie das bei journalistischen Texten üblich ist. Besser ist es, das gleiche Wort im jeweiligen Kontext mehrmals zu verwenden, weil wir dadurch den Fokus bei unseren Hörer:innen stärken und für weniger Verwirrung sorgen.
Sprechtest
Der Text ist nun fertig und bereit für die Aufnahme. Aber es fehlt noch etwas Wichtiges: Der Sprechtest! Vor der Aufnahme sollte der Text laut vorgelesen werden. Fast immer fällt einem noch die eine oder andere Kleinigkeit auf, die im geschriebenen Text gut funktioniert. Sobald wir den Text aber laut vorlesen, werden jene Stellen deutlich, die zu lang, zu komplex oder zu holprig sind – oder jene, die wir ganz einfach streichen können. Es ist empfehlenswert, den Text zwei- oder dreimal zu überarbeiten. Oder wie es so schön heißt:
Write without fear, edit without mercy.
Mitchell-Jones
Jetzt kann es mit dem Schreiben Deiner Podcast-Texte losgehen! Falls Du Fragen zu anderen Podcasting-Themen hast, schreib uns unter office@podcastwerkstatt.com.
Viel Spaß und gutes Gelingen!
Quellen:
Larissa Vassilian: Podcasting! Von erfahrenen Podcastern lernen.
http://www.wortwahlwerk.de/images/stories/downloads/schreiben_fuers_hoeren.pdf